Es ist nicht immer leicht ein Züchter zu sein und auch wenn wir noch auf unseren ersten Wurf warten, so zähle ich mich doch schon dazu.
Wir müssen Entscheidungen treffen, die ein anderer vielleicht nicht treffen muss. Sei es die Wahl der neuen Welpeneltern, ob ein kranker Welpe erlöst werden muss oder ob alle Hunde im Rudel auch den richtigen Platz haben.
Die Entscheidung, dass unser kleiner Delli-Mann umziehen soll, ist uns alles andere als leicht gefallen. Es gibt gewiss nicht nur einen Grund, wieso wir uns so entschieden haben, sondern da spielt eine ganze Menge eine Rolle. Da ich versprochen habe, ich lasse euch daran teilhaben, schreibe ich diesen Eintrag hier und gebe dem Ganzen somit einen eigenen Platz.
Um alles zu verstehen, müssen wir ganz an den Anfang der Geschichte gehen.
Delli zog im August 2020 zu uns, schon damals war es nicht eindeutig, ob er bleiben wird. Da der kleine Delli sehr blaue Augen hatte, befürchteten wir, er könnte das Merle-Gen tragen. Da wir Virginia und Missouri haben, die Beide das Gen tragen, wollten wir das ganze vorher abklären. Zum einen natürlich, weil wir Delli ausgewählt hatten, für unsere Zucht unser erster Deckrüde zu werden, aber zum anderen auch, weil ich einfach keinen Dackelrüden mit dem Gen halten wollte. Mir war das Risiko eines Deckunfalls zu groß und somit einen Double-Dapple Wurf zu riskieren. Da der Test allerdings nicht vor dem Umzug eingetroffen wäre, haben wir den Zwerg damals mit zu uns genommen, in der Hoffnung, der Test würde negativ ausfallen.
Mit dem Test hatten wir großes Glück, denn er war wie erhofft negativ. Eine ganze Weile war alles schön und wir genossen die Zeit mit unserem kleinen Mann, der allmählich zu einem hübschen Dackeljungen wurde. Bis wir eines Tages eben nicht mehr leugnen konnten, dass mit dem Fell an seinen Öhrchen etwas nicht stimmte. Bis wir uns sicher sein konnten, dass es sich um CDA handelte, gaben wir zunächst die Hoffnung nicht auf, denn Delli ist der Traum von einem Dackel. Er hat einen unfassbar sonnigen und herzerwärmenden Charakter und er wäre mit Sicherheit der tollste Papa geworden, den wir uns hätten vorstellen können.
Wenn man Dackelgruppen und Züchterseiten durchforstet, so sieht man leider sehr häufig, dass es einige Züchter gibt, die mit offensichtlich betroffenen Hunden, die CDA haben, weiter züchten oder sollte man doch vermehren sagen? Da die verdünnten Farben sehr beliebt sind und man tatsächlich ein Vermögen für diese Hunde bezahlt und viele hier eine gute Geldanlage sehen, geraten leider alle Züchter von amerikanischen Dackeln immer mehr in Verruf. Selbst die, denen die Gesundheit der Hunde am Herzen liegt. Nachdem feststand, dass Delli CDA hat, war für mich klar, dass er niemals als Deckrüde zum Einsatz kommen wird. Schon das war für uns damals nicht leicht, aber was bleibt einem übrig, außer Krone richten und weitermachen? Stattdessen wollte ich aufklären und zeigen, dass man CDA ernst nehmen muss.
Wir setzten uns mit unserem zuständigen Veterinäramt in Verbindung, um abzuklären, ob es eine Alternative gäbe, dass Delli in der Zucht keinen unserer erlaubten drei Plätze besetzt. Die Alternative, die uns aufgezeigt wurde, war eine Kastration, den Nachweis dazu sollten wir nach dem Eingriff unverzüglich einreichen. Da Delli noch keine 10 Monate alt ist, kommt schon alleine deshalb eine Kastration für uns im Moment nicht in Frage. Zumal ich der Meinung bin, dass ein Hund nur kastriert werden sollte, wenn dies medizinisch notwendig ist, so wie es auch das Tierschutzgesetz besagt. Das ist der Grund, wieso ich nicht einfach sagen kann, wir warten, bis er voll entwickelt ist und alt genug für eine Kastration. Also begannen die Mühlen in unseren Köpfen zu arbeiten und nach einer anderen Lösung zu suchen.
In unserer Zucht, bin definitiv ich diejenige, die fast ausschließlich mit dem Herzen ihre Entscheidungen trifft, Domenic ist der, der auch mal rationaler an die Sache rangeht. Auch wenn es vielleicht hart klingt, aber er hat nicht ganz unrecht, wenn er sagt, dass wir irgendwann mit 30 Hunden dastehen, wenn wir jeden behalten, der nicht zur Zucht geeignet ist. Darunter zählen wir nicht unsere Zuchtrentner, die durch Alter oder Krankheit nicht mehr zur Zucht taugen, sondern Junge Hunde, wie Delli, die noch eine Chance haben ein tolles Leben in dem besten Zuhause für immer zu finden. Jeder ist immer der Meinung einen Welpen aus einem Wurf darf der Züchter ruhig abgeben. Aber auch diese Welpen hat man die ersten und teilweise wichtigsten Wochen begleitet und ich denke, dass wird nicht weniger schwer.
Ein Grund der mich zusätzlich in diesen Überlegungen bestärkte, war die letzte Zeit. In der letzten Läufigkeit unserer Mädels, hat der pubertierende Delli sehr gelitten. Er hat jeden Tag geweint und gejault. Der sonst so verfressene Delli rührte weder sein Futter noch die tollsten Knabbersachen an und verweigerte es etwas zu sich zu nehmen. Wir haben ihn so oft es ging mit rausgenommen und ihn abgelenkt, damit er auf andere Gedanken kam und wieder etwas fressen wollte. Da unsere Zucht derzeit nur aus zwei Dackelmädchen besteht, ist das mit den Läufigkeiten noch recht umgänglich, aber was, wenn nun doch mal mehr Hündinnen bei uns leben und diese eben nicht alle zur selben Zeit läufig werden? Dann stehen die Jungs unter Dauerstrom und das ist weder für sie, die Mädels oder uns schön mitzuerleben.
Was uns dabei nie in den Sinn gekommen ist, unseren kleinen Rabauken wegen seiner CDA wegzugeben. Höchstens mit dem Gedanken, dass er nicht aus Versehen doch eine von unseren Mädchen deckt und somit die CDA weitervererbt. Aber gewiss nicht, weil wir ihn wegen seiner Erbkrankheit los werden wollen. Für uns ist Delli trotz seines Fellverlustes einer der schönsten Hunde, die es gibt. Und genau das habe ich auch in dem Blogeintrag und Postings auf Instagram immer wieder betont, denn er kann gewiss am wenigsten etwas dafür. Ausschlaggebend waren die oben aufgeführten Gründe und nur mit dem Wissen, dass Delli das beste Zuhause bekommt, was er verdient hat, haben wir darüber nachgedacht, den kleinen Mann ziehen zu lassen.
Delli ist im Moment eine Woche auf Probe bei der Tochter meiner Arbeitskollegin. Dazu sei gesagt, wir sind nur 3 Kollegen und man könnte sagen, schon wie eine kleine Familie da. Als das Thema zur Sprache kam, fiel ihr sofort ihr Tochter ein. Was soll ich sagen? Am ersten Tag wollte ich noch am selben Abend hinfahren und ihn abholen, aber mittlerweile macht es mich glücklich, zu sehen dass er dort behandelt wird wie ein kleiner Prinz. Er darf im Garten toben, es gibt viele Leckereien, es wird viel gekuschelt und ein neues kleines Geschirr gab es auch. Ich sehe, wie viel Liebe er bekommt und wie glücklich er ist. Er ist nur 30min entfernt und wir können ihn so oft sehen, wie wir wollen. Er ist in der Urlaubsbetreuung immer willkommen und wir werden jeden Tag mit Videos und einer Menge Fotos versorgt. Er hat dort eine Chance auf ein traumhaftes Leben als kleiner König und dieser Gedanke lässt alle Trauer verfliegen und meine Tränen trocknen. Noch steht nicht fest, ob er wirklich umzieht und wenn es nicht passt, dann hat er hier immer einen Platz, aber wenn es passt, dann werden wir ihn gehen lassen.
Sabine Schaper (Freitag, 30 April 2021 16:50)
Der größte Beweis der Liebe ist das Loslassen. Das gilt für den Anfang des Lebens wie für das Ende.