Um zu erklären, was dieses Gen beim Dackel (und anderen betroffenen Rassen) bewirkt, müssen wir mit dem Urschleim beginnen. Es gibt zwei verschiedene Gene, die für die Kurzbeinigkeit beim Dackel verantwortlich sind. Das CDPA-Gen und das CDDY-Gen.
CDPA, ist die Abkürzung für „Chondrodysplasie“ und CDDY, die Abkürzung für „Chondrodystrophie“. Eines der beiden, das CDPA-Gen, welches auf dem Chromosom 18 liegt, verursacht kurze Beine und hat dabei keine gesundheitlichen Auswirkungen. Man findet dieses bei Rassen, wie dem Dackel, dem Welsh Corgi und einigen Terriern. Das zweite und gesundheitlich riskante Gen ist das CDDY-Gen, welches auf dem Chromosom 12 liegt. Dieses Gen gibt es leider bei weitaus mehr Rassen, unter anderem eben unserem Dackel, der französischen Bulldogge, dem Basset Hound und vielen mehr.
Würde man also rein theoretisch nur mit dem CDPA-Gen züchten, so hätte man kürzere Beine, ohne gesundheitliche Einschränkungen bei den Rassen zu haben, aber da der Mensch es gern bis ins Extremste treibt und man durch das CDDY-Gen noch kürzere Beine erreicht, wird zum Leidwesen unserer Hunde mit der Gesundheit gespielt. Die Hunde zahlen einen hohen Preis für kurze, niedliche Stummelbeine, die der Mensch züchten möchte, weil es ihm optisch gefällt und es dem Dackel, um den es für uns hier geht, zu einem besonderen Aussehen und einem witzigen Gangbild verhilft. Wie immer geht es also in erster Linie nur um das Äußere.
links: CDDY/CDDY, rechts: N/CDDY
Natürlich möchten wir auch noch genauer darauf eingehen, weshalb CDDY so gefährlich ist und welche gesundheitlichen Folgen für betroffene Tiere entstehen können. Wie viele sicherlich wissen, ist der Dackel für Bandscheibenvorfälle prädestiniert. Oft ist die Rede davon, dass jeder vierte bis fünfte Dackel im Laufe seines Lebens einen erleidet. Dafür gibt es unterschiedliche Ursachen. Zum einen können Hunde jeder Rasse einen Bandscheibenvorfall durch Verschleiß im Alter oder ungünstige Einwirkungen auf den Rücken, zum Beispiel bei einem Unfall erleiden.
Eine dritte Ursache gilt es hier genauer zu erläutern. Die genetische Ursache und in diesem Fall die, die beim Dackel eine Rolle spielt. Das IVDD-Risiko Typ I nach Hansen, ausgesprochen das Intervertebral Disc Disease (Typ I nach Hansen) und ins Deutsche übersetzt, die Bandscheibenerkrankung (Typ I nach Hansen). Dieser Typ des Bandscheibenvorfalls ist heutzutage schon recht gut erforscht und man weiß, dass diese Art von Bandscheibenvorfall durch CDDY ausgelöst wird.
Ja, es stimmt, dass ein Hund der CDDY-Träger oder Vollvererber ist, nicht automatisch an einem Bandscheibenvorfall erkrankt. Das sind nämlich oft die Ausreden, die von Züchtern kommen, die so wenig wie möglich Tests machen wollen. Nur ist es denn nicht besser oder gar notwendig, das deutlich erhöhte Risiko auf diese Art von Bandscheibenvorfall zu minimieren? Müssen wir uns immer hinter Ausreden verstecken, statt etwas für den Gesunderhalt der Rasse zu tun?
Wir sagen NEIN!
„Auch mit längeren Beinen sind wir süß.“
Oft schon kam die Frage, wieso man sich freuen kann, wenn man einen CDDY-Träger im Bestand hat, wo CDDY doch was schlechtes ist. Leider besagt eine Dunkelziffer, dass aktuell in Deutschland rund 90% aller Dackel von CDDY betroffen sind. Es sind hier in Deutschland aktuell nur sehr wenige freie Hunde und ein paar mehr Trägertiere bekannt. Es bleibt uns also oft nur die Möglichkeit, dieses Gen rauszuzüchten, wenn wir über Verpaarungen mit Trägertieren wieder zu freien Hunden gelangen. Das ist ein schwerer, steiniger und sehr langer Weg, aber er ist machbar. Für den Gesunderhalt der Rasse Dackel ist er unumgänglich, deshalb liegt uns dieses Thema sehr am Herzen.
Da leider sehr viele Dackel CDDY/CDDY (Vollvererber) sind und nur ein paar wenige N/CDDY (Trägertiere) und noch weniger N/N (freie Tiere), ist es zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich, betroffene Hunde und Trägertiere aus der Zucht zu nehmen. Es gibt aber ein weiteres Vorgehen, was helfen kann, das Risiko auf Bandscheibenvorfälle dennoch zu minimieren. Neben den im Labor testbaren Komponenten kann man auch den Rücken röntgen. Dort wird von Fachstellen ausgewertet, wie bei Frau Anu Lappalain aus Finnland, die sich seit Jahren mit der Erforschung des IVDD Risikos beschäftigt, wie viele Verkalkungen ein Hund in seiner Wirbelsäule aufweist. Je mehr Verkalkungen die Wirbelsäule hat, desto höher ist wiederum das Risiko auf einen Bandscheibenvorfall.
Unsere beiden CDDY-Träger Hündinnen, auf die wir sehr stolz sind.
In einigen Ländern, vor allem in den skandinavischen Ländern und England, sind sie uns in dieser Hinsicht schon um einiges voraus. In Finnland gibt es eine offene Datenbank, in der neben den Ergebnissen des Rückenröntgens auch die Ergebnisse von sämtlichen CDDY Tests vorliegen.
Auch in Dänemark werden nun die Datenbanken geöffnet und sind somit wie in Finnland für jeden frei zugänglich. In anderen Ländern, wie in England, gibt es ein sogenanntes Ampelsystem, welches vorgibt, bis zu welcher Anzahl von Verkalkungen gezüchtet werden darf und welche Ergebnisse miteinander verpaart werden dürfen. Man kann sich dieses ähnlich wie bei der Einteilung von HD (Hüftgelenksdysplasie) und ED (Ellenbogendysplasie) oder der Patella-Luxation bei Kleinrassen vorstellen. Die Einteilung für die Verkalkungen erfolgt dort wie folgt:
Grad 0: 0 Verkalkungen
Grad 1: 1-2 Verkalkungen
Grad 2: 3-4 Verkalkungen
Grad 3: 5 oder mehr Verkalkungen
Für HD und ED müssen die Hunde schon seit vielen Jahren in Narkose geröntgt werden, aber bei den Kleinrassen sehen das die wenigstens ein, da es bisher nicht gemacht werden musste. Die Kombination aus beidem ist für die Zukunft unsere Richtlinie, für die Zucht des Dackels.
Sowohl in Dänemark, England und mittlerweile bei uns im deutschen Teckelklub ist das Röntgen zur Pflicht geworden. Leider gibt es aber aktuell nur in Dänemark und England die Vorgaben, dass Hunde mit einer gewissen Anzahl an Verkalkungen von der Zucht ausgeschlossen sind und man nur Hunde mit gewissen Verkalkungsgraden miteinander verpaaren darf. Hier sollten die Regeln tatsächlich auch in weiteren Ländern aufgestellt und angepasst werden.
Abb.1: Hier sieht man das Ampelsystem aus England, welches zeigt, welche Verkalkungegrade miteinander verpaart werden dürfen und welche verboten sind.
Sowohl der genetische Test auf CDDY, als auch das Röntgen der Bandscheibe sind in der kommenden Zeit von Bedeutung. Das Hauptaugenmerk liegt aktuell beim CDDY, welches es rauszuzüchten gilt. Da noch einige Jahre ins Land gehen werden, bis das geschafft ist, ist das Röntgen das nötige Hilfsmittel, um dennoch eine Aussage treffen zu können, wie Verpaarungen geplant werden können und sollten, um das Risiko auf Bandscheibenvorfälle zu minimieren.
Das Ziel sollte es sein, dass immer beides gemacht wird. Also den Gentest auf CDDY und das Röntgen der Wirbelsäule, denn nur so ist es uns möglich, genauere Daten zu erhalten, wie sich beides miteinander verhält. Das CDDY-Gen ist zwar bereits gut erforscht, man kann zum jetzigen Zeitpunkt aber noch keine genaue Aussage darüber treffen, ob jeder freier Hund auch automatisch keine oder nur vereinzelt Verkalkungen in der Wirbelsäule aufweist. Da es dazu leider noch keine gesicherten Studien gibt, ist es immer ratsam, auf beides Wert zu legen.
Ich hoffe, ich konnte euch einen informativen Beitrag verfassen, der aufklärt und informiert und vielleicht einige überzeugt, sich in dieser Hinsicht ebenfalls zu angagieren. Im Jahr 2025 haben wir die ersten beiden Verpaarungen in unserer Zucht geplant, bei der CDDY freie Welpen fallen können. Wir möchten mit gutem Beispiel vorran gehen.
„Damit unserem Dackel nie der nötige Schwung fehlt.“
Christina (Freitag, 08 November 2024 21:27)
Super informativ von dir geschrieben. Die Unterschiede waren mir gar nicht bekannt. Danke für deinen Blog!
Jeanett (Freitag, 08 November 2024 20:59)
Mega informativ. So versteht man auch mal als Leihe, was genau das Problem der kurzen Beine usw ist.
Ich beobachte euch schon eine Weile. Unser nächster Hund soll ein Dackel sein, allerdings einer, der viel von seinem Leben hat und im besten Fall ohne Schmerzen in jeglicher Art und Weise.
LG Jeanett
Macht weiter so!